Baraka

Arab.: „Segen, Segnung“, der arabische Plural lautet „barakat“

Baraka ist im alltäglichen Leben von Muslimen allgegenwärtig. Häufig hört man im Gespräch tabaraka (gesegnet sei’s du) oder mabruk (Gratuliere!). Die Bedeutungen von Baraka reichen von tiefen islamischen Glaubensüberzeugungen bis zu allgemeinen Alltagsaussagen mit dem Wunsch nach Glück.

Baraka im Koran

Im Koran wird nur der Plural „barakat“ verwendet. Gemeint ist damit eine von Gott ausgehende Kraft. So kann man im Sinne des Korans „barakat“ auch wie folgt übersetzen: „Wohltuende Kräfte, die von Gott ausgehen und materiellen Überfluss, Wohlstand und Glück bewirken können.“

Im Koran erwähnte Propheten und Gesandte, wie Abraham, Moses oder Jesus erhielten Gottes Segen. Gott ist dabei völlig frei, ob und wen er segnet oder nicht. Für Muslime ist bereits der Text des Korans selbst von Segen erfüllt. Das Wirken des Teufels in der Welt wird im Koran immer wieder als bedrohliche Realität erwähnt (z.B. Sure 35:6). Unheil kann jederzeit in den Alltag einbrechen. Umso wichtiger ist für Muslime der Wunsch, mit Gottes Segen zu leben. Barakat ist somit vergleichbar mit anderen wohltuenden Eigenschaften und Kräften Gottes, wie „rahma“ (Erbarmen, Mitleid, Gnade, Güte) oder „salam“ (Frieden, Sicherheit, Wohlergehen).

Baraka in verschiedenen muslimischen Strömungen

Auch in der Lehre unterschiedlicher muslimischer Glaubensrichtungen spielt Baraka eine besondere Rolle. Schiiten glauben z.B. daran, dass der Segen, den der Prophet Mohammed von Gott erhalten hat, auch an seine Nachfahren übergeht. Die Gräber vieler Nachfahren des Propheten, die häufig als herausragende Gelehrte gewirkt haben, werden daher auch als heilige Orte verehrt, an denen der Segen Gottes, der dem Verstorbenen zuteil wurde, weiterhin ruht und wirkt. Sehr bedeutend sind daher auch die großen Feste und Pilgerfahrten zu diesen Heiligtümern. Die Gläubigen erinnern sich an das Wirken der verstorbenen Gelehrten. Sie hoffen, dass ihre Gebete an den Gräbern von dem besonderen Segen, der an diesem Ort ruht, unterstützt werden. Häufig wird in den Gebeten der Wunsch nach einem Kind, Erlösung von schweren Krankheiten oder Schutz auf einer schwierigen Reise erbeten.

Streng gläubige Sunniten, wie z.B. Wahhabiten oder Salafisten, halten diese Form des Glaubens für shirk und verdammen sie. So haben Wahhabiten haben z.B. auf ihren Feldzügen im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche muslimische Gelehrtengräber auf der Arabischen Halbinsel zerstört. Salafistische Gruppierungen zerstören derzeit muslimische Heiligengräber in Syrien oder Irak. Auch im Sufismus, der islamischen Mystik und im Volksglauben, ist „barakat“ bedeutend.

Besonders gesegnete Gegenstände und Elemente

Elemente der Natur können ebenfalls Gottes Segen enthalten. Unter der Landbevölkerung ist z.B. die Überzeugung weit verbreitet, das im „Samen“ der Segen von Gottes schöpferischer Kraft ruht. Auch der Olivenbaum gilt als gesegnet. Ebenso das Wasser der Quelle „Zamzam“ in Mekka. Es wird von muslimischen Pilgern gerne von der jährlichen Pilgerfahrt (Hadsch) mit nach Hause genommen. Der „Schwarze Stein“ der Kaaba und das Tuch (arab. „kiswa“), mit dem die Kaaba verhüllt wird, gelten als Gegenstände, in denen Segen ruht. Überhaupt soll Gottes Segen in wichtigen religiösen Gegenständen, wie dem Koran, der Gebetskette (arab. „misbaha oder „subha“), der Gebetsnische (arab. „mihrab“) oder der Kanzel (arab. „minbar“) gegenwärtig sein. Im muslimischen Festtagskalender gilt die Nacht um den 27. Ramadan (Laylat al-Qadr) als eine besonders segensreiche Zeit.

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