Ali ibn Abi Talib

Ali ibn Abi Talib; Geboren um das Jahr 600 in Mekka, um 661 in Kufa ermordet.

Ali ibn Abu Talib heiratete Fatima, die Tochter des Propheten Muhammad und war gleichzeitig ein Vetter des Propheten. Nach schiitischer Tradition war er der erste männliche Anhänger des Propheten Muhammad. Er amtierte als vierter rechtgeleiteter Kalif von 656 bis 661.

Für Schiiten gilt Ali ibn Abu Talib als erster Imam. An der Streitfrage, ob Ali ibn Abu Talib der legitime Nachfolger des Propheten sei, spaltete sich die muslimische Gemeinde in Sunniten und Schiiten. Die Nachkommen von Ali ibn Abu Talib und seiner Frau, der Prophetentochter Fatima, werden bis heute von MuslimInnen sehr geehrt.

Der Prophet Muhammad und Ali ibn Abu Talib

Ali ibn Abu Talib galt als einer der engsten Vertrauten des Propheten Muhammad. Als der Prophet im Jahre 622 aus Mekka fliehen musste und die Hidschra nach Yathrib (Medina) vollzog, blieb Ali in Mekka und täuschte unter Lebensgefahr vor, dass der Prophet noch in Mekka sei, so dass dieser wertvolle Zeit auf seiner Flucht gewann.

Während der Wallfahrt nach Mekka im Jahre 631 erhielt der Prophet Muhammad eine Offenbarung (Sure 9, Verse 1-7), die Ali auf Befehl des Propheten in Mekka der Gemeinde vortrug.

Auf der letzten Wallfahrt des Propheten nach Mekka soll nach schiitischer Tradition Ali von dem Propheten Muhammad bei Ghadir Chumm zum Nachfolger ernannt worden sein. Aus diesem Ereignis leiten Schiiten ihre Doktrin des Imamats im Gegensatz zur sunnitischen Kalifatslehre ab.

Ali ibn Abu Talib und die Nachfolge des Propheten

Innerhalb der Gemeinde von Medina kam es jedoch unmittelbar nach dem Tod des Propheten zu erheblichen Meinungsunterschieden über die rechtmäßige Nachfolge. Während Ali mit der Bestattung des Propheten beschäftigt war, wurde Abu Bakr zum ersten Kalifen von den Versammelten gewählt. Es gab daraufhin heftige Proteste aus den Reihen der Anhänger Alis, die zunächst durch die Unterstützung des späteren zweiten Kalifen Umar geschlichtet werden konnten.

Auch bei den folgenden Wahlen konnte sich Ali weder gegen Umar, der als zweiter Kalif gewählt wurde, noch gegen Uthman durchsetzen. Wie die Erinnerungen um die Verteidigung von Abu Dharr al-Ghifari deutlich machen, blieb Ali jemand, der immer wieder oppositionellen Stimmen gegen die amtierenden Kalifen und Kritikern des Clans der Umayya seine Unterstützung gewährte.

Das Kalifat von Ali ibn Abu Talib

Nach der Ermordung des dritten Kalifen Uthman im Jahre 656 forderten vor allem Mitglieder der Familie des Propheten und der Oppositionsbewegung Ali ibn Abu Talib auf, das Amt des vierten Kalifen anzunehmen. Nach fünftägigem Zögern willigte er schließlich ein. Zahlreiche bedeutende Prophetengefährten verweigerten ihm jedoch die Gefolgschaft. Darunter waren z B. Zaid ibn Thabit, Talha ibn Ubaidallah, Zubair ibn al-Auwam und Sa’d ibn Abi Waqqas. Zahlreiche Mitglieder des bereits zuvor unter scharfer Kritik stehenden Clans der Umayya verließen Mekka und zogen nach Damaskus. Dort kontrollierte als mächtigstes Mitglied ihres Clans der Gouverneur Mu’awiyya die bedeutende muslimische Garnisonsstadt.

Neben den Banu Umayya formierte sich schließlich eine weitere Oppositionsbewegung gegen Ali um die Prophetenwitwe Aisha und die berühmten Prophetengefährten Talha ibn Ubaidallah und az-Zubair ibn al-Awam. Sie errichteten in Basra ihre Basis, wurden jedoch bereits im gleichen Jahr durch die Anhänger von Ali in der Kamelschlacht (Ma`rakat Dschamal) vernichtend geschlagen.

Ali wählte daraufhin Kufa als seine Residenz und Hauptquartier, denn Mekka war als Zentrum zu weit von Damaskus und dem Großraum Syrien-Irak entfernt.

Kalif Ali, die Kharidschiten und Mu‘awiya

In der Schlacht von Siffin, im Juli 657, gegen das Heer des Ummayaden Mu‘awiya’s von Damaskus, traf Ali eine fatale Entscheidung. Da die Heere gleichstark waren und ein Ausgang der Schlacht daher schwer zu kalkulieren war, entschloss er sich, der Entscheidung eines Schiedsgerichtes einzuwilligen. Daraufhin verließen etwa die Hälfte seiner Anhänger sein Heer, da sie eher ein Gottesurteil für angemessen hielte, wenn Ali denn tatsächlich der gottgewollte Kalif sei. Ali musste daraufhin mit seinem stark geschwächten Heer das Schlachtfeld als Verlierer verlassen. Diejenigen, die sein Heer unter Protest verließen, nannten sich Kharidschiten (Arab.: diejenigen, die Auszogen).

In den folgenden Jahren musste Ali gegen zwei mächtige Gegner kämpfen. Die Kharidschiten im südlichen Irak und die Anhänger des Gouverneurs Mu’awiya von Damaskus. Die wichtigen Provinzen Hedschas und Jemen fielen im Jahr 660 an Mu’awiya. Ali wurde schließlich in Kufa durch einen Kharidschiten ermordet. Ob dies tatsächlich am 28. Januar 661 bleibt unter Wissenschaftlern umstritten. Möglicherweise sind die Chronologien in den nachfolgenden Debatten um die Bedeutung Ali’s als Nachfolger des Propheten verfälscht worden.

Der Kalif Ali ibn Abu Talib hinterließ insgesamt 14 Söhne und 19 Töchter. Im Nachfolgestreit um die Macht über das islamische Reich beteiligten sich drei von seinen Söhnen: Hasan, Husain und Muhammad ibn al-Hanafiya. Ihre Nachfahren werden bis heute in vielen Regionen der islamischen Welt verehrt und sehr respektiert. Aus der Namensgebung der Parteigänger Alis, Shia (arab. Partei), entwickelten sich die Schiiten

Ali im Überblick

  • Vierter rechtgeleitete Kalif (reg. 656-661), Vetter und Schwiegersohn des Propheten.
  • Er heiratete Fatima, die Tochter des Propheten Muhammad.
  • Der Kalif Ali gilt als erster Imam der Schiiten und einziger legitimer Nachfolger des Propheten.
  • Seine Söhne Hasan und Husain sind ebenfalls von großer Bedeutung für Schiiten.
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