Zaiditen
Die schiitische Rechtsschule der Zaiditen führt ihre Gründung auf Zaid ibn Ali (gest. 740), einem Sohn des vierten Imams der Schiiten, Ali Zain al-Abidin (gest. 713) zurück. Zaid war ein Urenkel von Ali ibn Abu Talib (gest. 661) und der Prophetentochter Fatima (gest. 632).
Die Imamatslehre der Zaiditen
Zaiditen grenzen sich in ihrer Imamatslehre von den anderen schiitischen Rechtsschulen ab. Nach dem ersten Imam Ali ibn Abu Talib folgen seine Söhne al-Hasan (gest. 670) und al-Husayn (gest. 680). Anschließend wird von den Zaiditen als vierter Imam Ali ibn Hussein Zain al-Abidin (gest. 713) anerkannt. Im Unterschied zu den Ismailiten und den Zwölferschiiten vertreten Zaiditen jedoch die Überzeugung, dass nicht eine bestimmte Linie von Nachfahren zum Imamat berechtigt ist, sondern die gesamte Familie der Aliden, d.h. der Nachkommen Ali ibn Abu Talib. Sie berufen sich dabei auf den Koranvers Sure 33:33. Auf das Imamat hat also in der Lehre der Zaiditen jeder Alide Anspruch. Außerdem sprechen Zaiditen den Imamen keine Unfehlbarkeit (infallibility, ismah) zu. Sie haben eine positive Haltung zu den Prophetengefährten und stützen sich daher nicht nur auf schiitische Quellen sondern auch auf sunnitische Hadith-Werke.
Zudem endet die Kette von Imamen bei den Zaiditen nicht, wie bei den Zwölferschiiten mit dem 12. Imam Muhammad al-Mahid, der entrückt sein soll oder bei den Ismaeliten mit dem 7. Imam Muhammad ibn Ismail al-Maktum, der ebenfalls nicht gestorben sein soll, sondern im Verborgenen weiterlebt. Die Kette der zaiditischen Imame kann vielmehr bis in die Gegenwart weiter fortgesetzt werden, wenn sich ein geeigneter Kandidat für das Imamat im zaiditischen Verständnis durchsetzt. Zaiditen mit Anspielung auf die Siebener- oder Zwölfer-Schia als Fünfer-Schia zu bezeichnen, trifft daher nicht zu.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu anderen schiitischen Strömungen ist die Lehre, dass ein Imam die Fähigkeit haben sollte, sich mit Waffengewalt gegen Konkurrenten durchsetzen zu können und gleichzeitig ein Gelehrter und geschickter Diplomat sein müsse.
Der Ursprung der Zaiditen: Die Aufstände von Zaid ibn Ali und seinem Sohn Yahya
Die Ursprünge der Zaiditen führen zu den Aufständen von Zaid ibn Ali und seinem Sohn Yahya (gest. 743) zurück. Im Jahre 739 beanspruchte Zaid ibn Ali die Herrschaft über das Reich der Umayyaden. Er rief in Kufa die Schiiten zum Aufstand auf. Der umayyadische Kalif Hischam (gest. 743) konnte jedoch den Aufstand erfolgreich im Jahre 740 in Kufa niederschlagen. Zaid ibn Ali fiel dabei im Straßenkampf in Kufa. Der Sohn von Zaid, Yahya, überlebte die Kämpfe, floh nach Ostiran und später nach Herat in Afghanistan. Von dort aus setzte er den Kampf gegen die Umayyaden fort, fiel aber, wie sein Vater, erfolglos im Kampf gegen die Umayyaden im Jahre 743.
Zudem endet die Kette von Imamen bei den Zaiditen nicht, wie bei den Zwölferschiiten mit dem 12. Imam Muhammad al-Mahid, der entrückt sein soll oder bei den Ismaeliten mit dem 7. Imam Muhammad ibn Ismail al-Maktum, der ebenfalls nicht gestorben sein soll, sondern im Verborgenen weiterlebt. Die Kette der zaiditischen Imame kann vielmehr bis in die Gegenwart weiter fortgesetzt werden, wenn sich ein geeigneter Kandidat für das Imamat im zaiditischen Verständnis durchsetzt. Zaiditen mit Anspielung auf die Siebener- oder Zwölfer-Schia als Fünfer-Schia zu bezeichnen, trifft daher nicht zu.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu anderen schiitischen Strömungen ist die Lehre, dass ein Imam die Fähigkeit haben sollte, sich mit Waffengewalt gegen Konkurrenten durchsetzen zu können und gleichzeitig ein Gelehrter und geschickter Diplomat sein müsse.
Geschichte der Zaiditen
In den folgenden Jahrzehnten entwickelten die Überlebenden dieser Aufstände in Kufa die theologischen Grundlagen der zaiditischen Rechtsschule. Nachfahren aus der Familie von Zaid ibn Ali gründeten schließlich im 9. Jahrhundert in entlegenen Randzonen in Tabaristan am Kaspischen Meer und in Jemen Staaten, die von der zaiditischen Lehre geprägt waren. Trotz der großen geografischen Distanz gab es einen lebendigen Austausch zaiditischer Gelehrte über theologische Fragen.
Während die Geschichte des zaiditischen Staates in Tabaristan im 12. Jahrhundert endet und sich die zaiditischen Gemeinden dort auflösten, konnte sich der zaiditische Staat in Jemen bis 1962 unter dem Imam Muhammad al-Badr (gest. 1996) behaupten. Zaiditen prägen bis heute die nördlichen und zentralen Regionen von Jemen. Ihr theologisches Zentrum ist die nordjemenitische Stadt Sa‘da.