Mihna

Mit dem arabischen Begriff (miḥna: Prüfung) bezeichnen islamische Historiker einen Zeitraum, in dem die drei abbasidischen Kalifen al-Ma’mun (gest. 833), al-Mu’tasim (gest. 842) und al-Wathiq bi-llah (gest. 847) versucht haben, die Lehren mu’tazilitischer Gelehrter mit Gewalt unter andersdenkenden islamischen Gelehrten durchzusetzen.

Im Jahre 827 erklärte der Kalif al-Ma’mun die zentrale These mu’tazilitscher Gelehrter, dass der Koran von Gott erschaffen sei und nicht von Menschen, zur Staatsdoktrin und ordnete an, dass alle islamischen Gelehrten im Staatsdienst dies unter Eid bestätigen sollten. Die überwiegende Mehrheit der islamischen Gelehrten vertrat dagegen die Ansicht, dass der Koran das unerschaffene Wort Gottes sei und damit ewig. Zahlreiche Gelehrte, darunter der berühmte Gelehrte Ahmad ibn Hanbal (gest. 855), mussten sich daraufhin Prüfungen ihrer Glaubens- und Lehrmeinung unterziehen. Sie wurden unter Haft, Folter und Androhung der Hinrichtung dazu gezwungen, die Lehrmeinung der Mu’tazila zu übernehmen. Mit ihren gewaltsamen Maßnahmen gegen andersdenkende islamische Gelehrte erreichten die drei Kalifen das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollten.

In der Bevölkerung erhielten Gelehrte, die die mu’tazilitische Lehre ablehnten, große Unterstützung. Die Mihna wurde während der Regierungszeit des zehnten abbasidischen Kalifen al-Mutawakkil (gest. 861) im Jahre 849 beendet.

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