Aqida

Arab.: „Religiöse Glaubenslehre“ bzw. „Doktrin“.

Die Glaubenslehre gibt Muslimen konkrete Orientierungen, wie sie ihr Leben nach den Lehren des Islam ausrichten können. Sunnistische und schiitische Rechtsschulen weichen in ihren Glaubenslehren erheblich voneinander ab. Entsprechend umfangreich ist das Schrifttum der Debatte, die nun schon mehrere Jahrhunderte andauert. Wichtige Werke über die Prinzipien der „aqida“ stammen von den Gründern der sunnitischen Rechtsschulen, wie z.B. Abu Hanifa (gest. 767) und Abu al-Hasan al-Ashari (gest. 931).

Die sechs Glaubensgrundsätze

Weitgehend einig ist man sich über folgende sechs Glaubensgrundsätze:

  1. Der Glaube an Gott und Monotheismus (tauhid),
  2. an Engel,
  3. an den heiligen Koran und die Heiligen Bücher (Thora, Psalmen, das Evangelium),
  4. an Propheten und Boten,
  5. an das Jüngste Gericht und die Auferstehung und
  6. an das Handeln des Menschen im Kontext der göttlichen Vorherbestimmtheit (al-qada wa al-qadr

Diskussion um die richtige Glaubenslehre

Heute ist die Diskussion um die richtige Glaubenslehre unter Muslimen aktueller denn je: Salafisten berufen sich häufig auf eine Schrift von Ibn Taimiya (gest. 1328), Al Aqida al-Wasitiya bzw. publizieren eigene Aqida-Schriften. Großen Einfluss haben z.B. die Werke von Muhammad al-Albani (gest. 1999) und Abu Muhammad al-Maqdisi.

Salafisten behaupten von sich, die wahre authentische Glaubenslehre wiederentdeckt zu haben, wie sie von den frühen Muslimen um den Propheten Muhammad herum gelebt worden war. Was anschließend von den großen Rechtsschulen des Islams und von islamischen Wissenschaften entwickelt wurde, lehnen sie als Neuerung und Verfälschung (bid’a) ab. Sie begründen quasi eine neue Einheitsschule des Islams „Schule der Altvorderen“ (madhhab as-salaf) bzw. „Schule des Propheten“ (madhhab al-rasul).

Da ihre Theoretiker jedoch selbst eine Auswahl treffen und diese deuten, unterscheiden sie sich nicht von der Praxis der etablierten islamischen Rechtsschulen. Zudem sind Salafisten unter sich uneinig über die richtige Glaubenslehre. Mit welchem Recht sie damit alle anderen islamischen Strömungen und Rechtsschulen als nicht-islamisch verurteilen und ablehnen ist sehr fraglich.

Aqida im Überblick

  • Aqida ist der arabische Begriff für „Glaubenslehre“ bzw. „Doktrin“.
  • Die islamischen Rechtsschulen weichen in ihren Urteilen über die Glaubenslehre erheblich ab.
  • Einig ist man sich jedoch über sechs Artikel. Dazu gehören z.B. der Glaube an Gott und den Monotheismus, die heiligen Schriften und das Jüngste Gericht.
  • Salafisten entwerfen auf der Basis wahhabitischer Gelehrter eine neue Glaubenslehre, die sie für die einzig wahre Lehre halten.
  • Doch auch Salafisten sind uneinig über ihre Glaubenslehre und müssen ebenfalls interpretieren, wie alle anderen Rechtsschulen auch.
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