Welche Lebensphasen waren für den Propheten Muhammad wichtig?

Informationen zum Leben des Propheten Muhammad sind überwiegend in muslimischen Quellen zu finden. Über sein Geburtsjahr gibt es unterschiedliche Angaben. Ein Zeitraum zwischen 547 n. Chr. und 553 n. Chr. kommt infrage Muhammad ibn Abdallah (Muhammad, Sohn von Abdallah) wurde in Mekka geboren. Er gehörte der Sippe der Banu Hashim aus dem Stamm Quraish an. Die Quraish dominierten die Stadt Mekka, welche damals das bedeutendste Kultzentrum in Zentralarabien war. Zudem führten zahlreiche bedeutende Karawanenwege durch die Stadt. Die Quraish bestimmten den Fernhandel in der Region.

Die Zeit bevor Muhammad zum Propheten wurde

Muhammad wurde früh zum Waisenkind und wuchs bei seinem Onkel Abu Talib auf. Mit ihm unternahm er lange Handelsreisen. Mit Mitte zwanzig heiratete Muhammad eine wesentlich ältere Kauffrau, Khadija bint Khuwailid, mit der er mehrere Kinder hatte. Namentlich bekannt sind die Töchter Zainab, Umm Kulthum, Ruqayya und Fatima, sowie seine Söhne Qasim und Abdallah.

Muhammad beschäftigte sich intensiv mit der Suche nach dem Sinn im Leben. So zog er sich regelmäßig einmal im Jahr in einer Grotte am Berg Jabal al-Nur in der Nähe von Mekka zurück und meditierte.

Die ersten Offenbarungserlebnisse des Propheten Muhammad

Als Muhammad 40 Jahre alt war, erlebte er in der Nacht vom 26. auf den 27. Ramadan sein erstes Offenbarungserlebnis. Laut islamischer Tradition gelten die Anfangsverse der Sure 96 als erste von Gott an Muhammad offenbarte Worte. Muslime erinnern an diese besondere Erfahrung in der „Nacht der Bestimmung“ (arab.: laylat al-qadr).

Seitdem erlebte der Prophet Muhammad bis zu seinem Tode in unregelmäßigen Abständen immer wieder neue Offenbarungserfahrungen. Der Prophet verkündete seinen Mitmenschen die Offenbarungen nicht in der Alltagssprache seiner Zeit, sondern in Reimprosa (arab.: sajᶜ) – eine hochangesehene künstlerische Sprachform, die sehr der Vortragskunst der Dichter und Wahrsager der damaligen Zeit ähnelte. Die später im Koran zusammengefassten Worte und Sätze gelten für Muslime als direkte und unverfälschte Rede Gottes.

Zunächst war der Prophet Muhammad durch diese außergewöhnlichen Erfahrungen stark verunsichert. Seine Frau Khadija sprach ihm Mut zu. Muhammad galt nicht als eine Person, die bisher in dieser Weise öffentlich aufgetreten wäre. Seine Mahnungen und Warnungen bedeuteten für viele Zuhörer in Mekka auf den ersten Blick hin auch nichts Neues. Menschen, die als Propheten auftraten, gab es bereits vor und während seiner Zeit. Zu Lebzeiten des Propheten Muhammad verkündeten verschiedene Persönlichkeiten den Glauben an einen Gott oder warnten vor dem Jüngsten Gericht. Weiterhin gab es über die gesamte arabische Halbinsel verteilt christliche und jüdische Gemeinden sowie weitere Religionen mit monotheistischen Varianten, die sich aus den alten Religionen Arabiens entwickelt hatten. Die Bewohner von Mekka verehrten zur Zeit des Propheten Muhammads unterschiedliche Religionen, Götter und Göttinnen, sowie Geister und übernatürliche Wesen.

Der Prophet Muhammad fordert die Gesellschaft von Mekka heraus

Zunächst sprach der Prophet Muhammad im kleinen privaten Kreis über seine außergewöhnlichen Erfahrungen. Seine erste Ehefrau Khadija, sein Onkel Abu Talib und der spätere erste Kalif Abu Bakr gehörten zu den ersten, die ihm glaubten und sich zum Islam bekannten. Nach schiitischer Überzeugung gehört auch sein Vetter, Ali Ibn Abu Talib, zu den ersten Muslimen. Schließlich trug der Prophet Muhammad die Offenbarungen mit starkem Sendungsbewusstsein öffentlich vor. Die Zahl der Gläubigen wuchs. Sein Wirken begann aufzufallen. Die Mächtigen in Mekka wurden unruhig.

Der Prophet Muhammad widersprach mit seiner Verkündigung den vorherrschenden Glaubensüberzeugungen in Mekka und gefährdete damit die etablierten Riten und die soziale Ordnung. Insbesondere sein wiederholter Aufruf zum Glauben an einen Gott, dem keine weiteren Gottheiten beigesellt werden durften, entsprach nicht den vorherrschenden Sitten und Bräuchen in Mekka. Weitere Unterschiede waren die Ankündigung des Jüngsten Gerichts, die Auferstehung von den Toten und das Leben im Paradies. Auch seine Vorstellungen eines Gottesdiensts und religiöser Pflichten waren nicht mit den üblichen Formen der Verehrung der Götter vereinbar.

Dazu zählten so wesentliche Anweisungen wie:

  • Almosen (zakat und sadaqa)
  • regelmäßige Gebete, welche die Opferriten ersetzen sollten
  • sowie die Niederwerfung im Gebet, die Arabern als Erniedrigung galt

Führende Persönlichkeiten von Mekka sahen in dem Wirken von Muhammad schließlich eine Gefahr für Sicherheit und Wohlstand der Stadt, denn diese wurde durch die Kulte um die Götter der Kaaba und die jährlich stattfindende Wallfahrt sowie den zu dieser Zeit stattfindenden großen Markt garantiert. Die Mächtigen im Stamm Quraish sahen auch eine Gefahr für die sozialen und politischen Strukturen der Region, denn die Wallfahrt galt als garantierte Friedenszeit, wo sich auch verfeindete Stämme gefahrlos auf den Weg nach Mekka machten und sich dort begegneten. Damit galt die Zeit der Wallfahrt auch als eine Chance, in Verhandlungen zu treten, Frieden zu stiften und neue Bündnisse zu schmieden.

Der Prophet Muhammad wandert nach Medina

Als im Jahr 619 n.Chr. Khadija und Abu Talib starben, verlor der Prophet Muhammad zwei wichtige Persönlichkeiten in Mekka, die seinen Schutz garantierten. Schon in den Jahren davor stand die kleine Gemeinschaft von MuslimInnen so unter Druck, dass Muhammad ihnen empfahl, beim christlichen Herrscher von Abessinien, der in arabischen Quellen mit dem Herrschertitel Negus (arab. nadschaschi) bezeichnet wird,Zuflucht zu suchen.

622 n. Chr. beschloss Muhammad, mit etwa 70 Getreuen (Auswanderer, arab.: muhajirun) nach Yathrib (Medina) auszuwandern. Die sogenannte Hidschra des Propheten markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Muhammad wurde von den EinwohnerInnen Medinas als Schlichter ihrer innergesellschaftlichen Konflikte eingeladen. Die örtlichen Bedingungen für eine Verbreitung seiner Botschaft erschienen hier viel günstiger, da es dort bereits AnhängerInnen von Muhammad gab und die BewohnerInnen aufgrund einer großen jüdischen Gemeinde bereits mit einer monotheistischen Religion vertraut waren. Das Gebiet von Medina war eine große Oasenkultur mit intensiver Landwirtschaft – eine Kultstätte von überregionaler Bedeutung wie in Mekka, die für das wirtschaftliche und soziale Leben wichtig war existierte dort nicht.

Die neue Gemeinschaft von Medina

In Medina gelang es dem Propheten Muhammad, eine neue politische Gemeinschaft aus denjenigen, die ihm aus Mekka folgten sowie den medinensischen Helfern (arab.: ansar) zu schaffen. Die Anführer großer Clans erklärten ihm ihre Gefolgschaft. Zunächst war die sogenannte Umma eine Schutz- und Solidargemeinschaft aus Muslimen, Juden und Gruppen, die anderen Religionen angehörten.

In der Gemeindeordnung von Medina wurde die Region von Medina zum heiligen Bezirk (arab. Haram) erklärt, vergleichbar mit der Kaaba in Mekka. Sämtliche Gegner dieser Gemeinschaft von Medina wurden als Ungläubige (arab.: kufar) bezeichnet. Die Gemeindeordnung war nur für eine kurze Zeit in Kraft (623-24 n. Chr.), aber ihr Text gilt Islamisten bis heute als ein Vorbild für eine islamische Verfassung.

Der Prophet Muhammad als Diplomat und Feldherr

In Medina wirkte Muhammad in unterschiedlichen Funktionen: als Prophet, Gestalter einer neuen sozialen und religiösen Ordnung, als Diplomat und Feldherr. Muslimische Quellen sind zudem reich an Hinweisen und Erzählungen über Wunder. Seinen Gegnern und Kritikern antwortete er allein mit der einzigartigen Schönheit der arabischen Sprache. Der Koran, das Wort Gottes, gilt Muslimen als einzigartige Wortkunst, die einem Wunder gleichkommt. Für Muslime gilt diese einzigartige koranische Sprache als Gottesbeweis für das Prophetentum Muhammads.

Der Koran verrät viele historische Begebenheiten, zum Beispiel die bittere Enttäuschung, die Muhammad verspürte, als die jüdische Gemeinde in Medina ihn nicht als Propheten anerkannte. Ihre Ablehnung von dem Propheten Muhammad führte schließlich zum offenen Kampf in Medina. Juden wie auch Christen gelten von nun an als Verfälscher der eigentlichen Offenbarung, die Gott bereits an Abraham gesandt hatte. Seit dem Konflikt mit der jüdischen Gemeinde verkündete Muhammad verstärkt seine Offenbarungen als eine Erneuerung der Religion Abrahams (arab.: millat Ibrahim). Ein deutliches Zeichen für diesen Kurswechsel war die Änderung der Gebetsrichtung (qibla) von Jerusalem nach Mekka (Koran Sure 2: 142-152). Muhammad bekämpfte neben seinen Gegnern in Medina auch die Herrscher von Mekka. Im Jahre 624 errang er einen Sieg in der Schlacht von Badr, aber es folgten zahlreiche weitere Kämpfe mit wechselvollen Ausgängen. 628 wurde ein zehnjähriger Waffenstillstand zwischen Mekka und Medina geschlossen, doch die Waffenruhe dauerte nur zwei Jahre. Im Jahre 630 zog der Prophet Muhammad als Sieger in Mekka ein und vollzog die Wallfahrt zur Kaaba, die Muslimen bis heute als eine der wichtigsten Gottesdienste gilt. Muhammad lebte jedoch weiterhin in Medina und zog nicht zurück in seine Heimat Mekka.

In den letzten Lebensjahren des Propheten Muhammads wurde in weiteren Feldzügen der Einfluss des Propheten auf der Arabischen Halbinsel ausgedehnt. Auch das Ansehen des Propheten Muhammad stieg und immer mehr Stämme schlossen Verträge mit ihm. Teil dieser Vereinbarungen waren bestimmte Leistungen wie die Entsendung von Kriegern für Feldzüge oder die Almosenabgabe (arab.: sadaqa). Muslimsein bedeutete für viele dieser Bündnispartner damals noch kein Religionsübertritt, sondern die Anerkennung Muhammads als ihr zeitlich begrenzter politischer Führer. Nach islamischen Quellen starb der Prophet Muhammad in Medina am 8. Juni 632.

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