Abbasiden

Die zweite große bedeutende Herrscherdynastie der islamischen Geschichte beendete im Jahre 750 das umayyadische Kalifat von Damaskus. Über einen Zeitraum von fast 460 Jahren, bis zur Eroberung von Bagdad durch die Mongolen im Jahre 1258, regierten Kalifen der Abbasiden das islamische Großreich. Anschließend existierte in Ägypten unter der Herrschaft der Mamluken weiterhin ein abbasidisches Kalifat in Kairo. Allerdings übten die abbasidischen Kalifen keinerlei Macht aus und dienten den mamlukischen Herrschern nur als Legitimation ihres Machtanspruches. Erst nach der Eroberung von Kairo durch die Osmanen, im Jahre 1517, wurde das abbasidische Kalifat endgültig abgeschafft.

Der Aufstieg der Abbasiden

Die Ursprünge des abbasidischen Erfolges lagen in der starken Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung in den neu eroberten Gebieten im Raum Irak und Iran über die ummayadische Herrschaft. Muslime nichtarabischer Abstammung wurden unter den Umayyaden stark benachteiligt. Entsprechend tiefgreifend wurde daher auch unter den abbasidischen Kalifen das islamische Großreich neugestaltet. Sie stützten ihre Macht statt auf arabischstämmige auf persische und türkische Völker und ihre Eliten. Ein straff zentralisierter Staat entstand unter den ersten Kalifen. Der Kalif Harun ar-Rashid (786-809) ist bis heute in der Erinnerung einer der bekanntesten abbasidischen Kalifen. Mit seinem Tod und dem anschließenden Bürgerkrieg zwischen seinen Söhnen al-Amin und al-Ma’mun begann der Niedergang der abbasidischen Macht.

Die Geschichte der abbasidischen Dynastie ist seitdem durch zahlreiche Nachfolgestreitigkeiten, Revolten und Morde unter den Prinzen gekennzeichnet. Die Kämpfe führten zu erheblichen Gebietsverlusten im Westen des islamischen Reiches. Spanien wurde seit 756 von einem umayyadischen Gegenkalifat regiert und weite Teile Nordafrikas trennten sich unter diversen islamischen Dynastien im 8. Jahrhundert von dem abbasidischen Reich. 969 verloren die Abbasiden Ägypten an die ismailitischen Fatimiden, die in Kairo ein Gegenkalifat errichteten. Zudem wurden zahlreiche Kriege gegen die christlichen Kaiser von Byzanz mit wechselhaften Erfolgen geführt.

Auch im türkischen und iranischen Raum etablierten sich starke Familien, wie z.B. die Buyiden und Seldjuken in den abbasidischen Provinzen, die nach Autonomie von der Zentralregierung in Bagdad strebten. Seit dem 11. Jahrhundert gewannen diese Familiendynastien am Hofe von Bagdad an Einfluss und Macht, so dass zeitweise die abbasidischen Kalifen nur noch nominell die Herrschaft ausübten. Erst Mitte des 12. Jahrhunderts gelang es den letzten abbasidischen Kalifen, die Macht der Seldjuken zu brechen.

Wirtschaft und Kultur unter den Abbasiden

Legendär ist die wissenschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Blüte der Städte im Abbasidenreich, die an ein Fernhandelsnetzwerk von Afrika bis nach China angeschlossen waren. In der Literatur spricht man daher auch häufig vom „Golden Zeitalter“ oder von der „Blütezeit des Islams“. Weiterhin wurden unter den Abbasiden die landwirtschaftlichen Flächen durch die Trockenlegung von Sümpfen und weitflächige Bewässerungsprojekten erheblich erweitert. Trotz dieser umfangreichen Entwicklungsprojekte trug die bäuerliche Bevölkerung die Hauptlast der Kosten, was zu zahlreichen Aufständen führte.

Unter den abbasidischen Kalifen wurde zudem das Erbe der griechischen, persischen und indischen Wissenschaften aufgearbeitet und weiterentwickelt. Zu erheblichen Konflikten führte jedoch die Unterstützung der Mu’tazila-Bewegung. Unter den Kalifen al-Mu’tasim (833-842), al-Wathiq bi-llah (842-847) und al-Mutawakkli (847-861) kam es zu einer brutalen Verfolgungs- und Hinrichtungswelle gegen andersdenkende islamische Gelehrte.

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