Wann scheitert ein interreligiöser Dialog?

Es gibt zahlreiche Hindernisse und Gefahren, die einen interreligiösen Dialog blockieren und eine Begegnung scheitern lassen können. Mit den möglichen Stolpersteinen sollten sich alle Beteiligten vor und während einer Begegnung bewusst auseinandersetzen. Ein Dialog wird erschwert oder unmöglich, wenn …

  • … vor dem Gespräch bereits viel Skepsis unter den Beteiligten besteht.
  • … bei der Formulierung von Fragen eine grundsätzlich negative Einschätzung über den Glauben des Gegenübers deutlich wird.
  • … ein/e GesprächspartnerIn ein Überlegenheitsgefühl verspürt. Die anderen Teilnehmenden und ihre Überzeugungen werden dann möglicherweise nicht wahrgenommen.
  • … die GesprächspartnerInnen wenig geschätzt werden. Diese Einstellung nimmt die Chance, aus dem Gespräch etwas Positives zu lernen.
  • … Konfliktthemen wie z.B. das Verhältnis zu Gewalt oder die Situation der Frau Ausgangspunkte des Dialogs sind. PartnerInnen im Dialog können so schnell in eine Position der Rechtfertigung und Verteidigung getrieben werden.
  • … an Feindbildern festgehalten wird. Unbewusste oder offen propagierte Feindbilder versperren eine Aufarbeitung der Vergangenheit. Feindbilder blockieren weiteres Nachdenken.
  • … im Dialog schwere Vorwürfe geäußert werden, die zum Ziel haben, auf Kosten der GesprächspartnerInnen selbst eigene Vorteile zu gewinnen.
  • … die GesprächspartnerInnen nicht zur Selbstkritik bereit sind. Ein kritisches Nachdenken über die eigene Religion und die eigene Geschichte sind wesentliche Voraussetzungen für eine gelungene Begegnung und einen Dialog.
  • … versteckte Missionsabsichten die Gespräche bestimmen. Dialog wird missbraucht, wenn er als Werkzeug der Mission dient.
  • … man sich nicht wirklich nüchtern mit der realen Problematik auseinandersetzt.

Quellen

Katajun Amirpur: Die Voraussetzungen für das Gespräch und Hemmnisse des Dialogs zwischen Christen und Muslimen aus muslimischer Perspektive. Katajun Amirpur, S. 1066-1088. S. 1069. In: Handbuch Christentum und Islam in Deutschland. Grundlagen, Erfahrungen und Perspektiven des Zusammenlebens. Mathias Rohe, Havva Engin, Mouhanad Khorchide, Ömer Özsoy, Hansjörg Schmid (Hg.) 2 Bde., München, 3. Auflage 2017. Bd. 2.

Abdoljavad Falaturi: Hermeneutik des Dialoges aus islamischer Sicht, 1996, 160 f. In: Ders.: Der Islam im Dialog. Hamburg 1996, S. 156-172.

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