Tauba
Arab.: „Umkehr, Rückkehr“ Türk.: „Tövbe“
Das Konzept der „Umkehr“ betrifft den religiösen Zustand, nach dem Menschen aus Sicht der jeweiligen Religion oder Rechtsschule gesündigt haben und diese Tat, Handlung oder Aussage ungeschehen machen wollen. Die beiden bekannten islamischen Kategorien von halal und haram sind dabei für Muslim*innen maßgebliche Indikatoren für begangene Sünden und deren Konsequenzen.
Nach einer Handlung können unterschiedliche Gefühle entstehen, sie können zum Beispiel angezweifelt oder weiterhin für „richtig“ empfunden werden, ein Umstand aus dem sich unter Anderem Zufriedenheit oder aber auch Reue entwickeln können. An genauso einem Punkt beginnt die Tauba. Eine „Rückkehr“ im islamischen Sinne ist somit erst möglich, nachdem eine Abwendung stattgefunden hat und der/die Gläubig*en wieder mit sich und Gott im reinen sein möchte.
Als Beispiel für eine Sünde aus Sicht einer absoluten Mehrheit der muslimischen Gelehrsamkeit ist das Trinken von Alkohol, ein oft bekannter Grund für Tauba von Muslim*innen hat damit zu tun. Im Zustand der Umkehr führen die Gläubigen sich vor Augen, dass sie gesündigt haben und bitten dafür um Vergebung von Gott. Dies beruht auf dem Glaubensinhalt, dass das Diesseits nur ein Teil des Lebens ist und Sünden Konsequenzen für Leben im Jenseits haben können. Der ausgesprochene Wunsch vieler Angehöriger ganz unterschiedlicher Religionen ist ein glückliches Leben im Paradies zu haben und nicht mit der Hölle bestraft zu werden. Dafür kennt jede Religion gewisse Voraussetzungen, die sich in Details jedoch unterscheiden können.
Tauba zur Überwindung eines „sündhaften Zustands“?
Tövbe kann zudem auf zwei unterschiedlichen Ebenen stattfinden, entweder individuell oder kollektiv. Die fünf täglichen Gebete werden ebenso dafür genutzt zurückzukehren, als auch die wichtige Komponente einer selbstgefassten Absicht, diese oder jene Sünde nicht zu wiederholen. Auf der kollektiven Ebene gibt es unterschiedliche Methoden und konkrete Aussagen. Eine davon findet sich im zentralen Bittgebet der Duʿāʾ Qunūt die bei den unterschiedlichen sunnitischen Rechtsschulen auch individuell entweder beim Morgen- und Nachtgebet oder nur dem Nachtgebet als eine Sunna gesprochen werden soll.
In diesem Bittgebet heißt es unter anderem:
نستغفرك يا َربَّنا ِمن جَميع الذُّنوب والخطايا ونَتوب اليك
Wir bitten um deine Vergebung und wir kehren uns zu dir um in Reue.
Dabei betonen viele muslimische Gelehrte, wie Hamza Yusuf Hanson, dass Gläubige „(…) eine hohe Meinung von Allah haben solle, (dass) man unbedingt glauben solle, dass Allah (die Tauba) akzeptiert.“ Diese Verwendung von Reue und Rückkehr erfolgt dabei in anderer Art und Weise, als es meist in Propaganda gewalttätiger Dschihadisten der Fall ist: In derartigen Botschaften wird vermittelt, dass alle Muslim*innen in einem sündhaften Zustand sind und sie sich nur davon befreien können, wenn sie Tauba machen, in dem sie zum Beispiel sich zum sogenannten „Islamischen Staat“ bekennen.
Diese Sichtweise lehnt die absolute Mehrheit der Muslim*innen weltweit bekanntermaßen ab und beruft sich stattdessen auf Verse des Korans wie in Sure 39:53: „Sprich: „O meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit; denn Allah vergibt alle Sünden; Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige.“