Barzaḫ (Barzakh)

Arab.: „Hindernis, Trennung oder Schranke“, türk.: Berzah

Im islamischen Kontext beschreibt Barzaḫ den Ort oder generell die Zeit zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Es handelt sich dabei um die Trennung zwischen materiellem und immateriellem Leben nach dem Tode. Dies ist tief damit verwurzelt, dass menschliche Seelen nach islamischen Auffassungen unsterblich sind und sie die Zeit im Grab weiterhin aktiv wahrnehmen, während nur die Hülle, also der Körper, verwest. In der zwanzigsten Sure (Taha) Vers 55 des Korans heißt es dazu:

„Aus ihr haben wir euch geschaffen, in sie lassen wir euch zurückkehren und aus ihr bringen wir euch ein weiteres Mal hervor.“ Gemeint ist damit die Erde, in der die Menschen nach ihrem Tod begraben werden, was gleichzeitig den Eintritt ins Barzaḫ bedeutet.

Der islamischen Lehre folgend, werden dort zwei Engel zur Seele der Verstorbenen kommen und diese bezüglich ihres Glaubens ausfragen. Ihre Namen lauten Munkar und Nakīr, sie werden bei den Gelehrt*innen durchweg als angsteinflößend beschrieben. Ihre Namen sind uns nicht aus dem Koran bekannt, sie werden jedoch mehrfach in den Hadithen, also den Aussprüchen des Propheten Muhammad erwähnt. Zum Beispiel das zu den Kutub as-sitta gehörende Dschami Tirmidhi Werk berichtet[1] über die Engel Munkar und Nakīr und die Situation im Grab: „Wenn die Verstorbenen begraben werden (oder er sagte einer von euch) kommen zwei Engel (mit) schwarzen und blauen (Augen) (…)“.

Verstorbene werden zu Glauben befragt

Den Toten sollen drei Fragen im Grab gestellt werden:

  • Wer ist dein Gott?
  • Was ist dein Dīn (dein Weg, deine Religion)?
  • Wer ist dein Prophet?

Je nachdem wie diese Befragung „bestanden“ wird, soll den Seelen bereits im Grab gezeigt werden, was sie nach ihrer Wiederauferstehung erwartet. Gemeint sind hier Paradies oder Hölle. Der hanbalistische Gelehrte Ibn al-Qaiyim (13./14. Jahrhundert) kam in seinem „Buch der Seele“ zum Schluss, dass die Seelen der Verstorbenen in einem gewissen Umkreis ihrer Ruhestätte leben und wahrnehmen, was um sie herum geschieht. Dies ist einer der Gründe, weshalb Muslim*innen an Gräbern häufig die al-Fatiha rezitieren.

Außerdem bitten Muslim*innen Gott darum, dass das Grab der jeweiligen verstorbenen Person geweitet und erhellt werden solle. Dies hängt mit den Hadithen zusammen, nach denen dass das Grab derjenigen, die die Prüfung durch die Engel bestanden haben kein Ort von Beklemmung und Dunkelheit sein soll.

Ausgenommen vom Barzakh und der Befragung durch Munkar und Nakīr sollen lediglich Märtyrer*innen sein, da sie aufgrund ihres Opfers oder ihres schrecklichen Todes direkt mit dem Paradies belohnt werden sollen und ohne ein Zwischenstadium ins Dschanna gelangen sollen.

Quellen

[1] in Buch 10 Hadith 107

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